Schwangerschaftsdiabetes

(GDM = Gestationsdiabetes): Der Schwangerschaftsdiabetes ist eine Zuckerkrankheit, die erstmals während der Schwangerschaft auftritt oder erkannt wird. Es kann jede Schwangere erkranken. Die Häufigkeit liegt bei etwa 4% aller Schwangeren und steigt seit Jahren stetig an.
Risikofaktoren sind:
  • Übergewicht (BMI> 27kg/m²)
  • Z. n. Polycystischem Ovarsyndrom in der Vorgeschichte
  • Schwangerschaftsdiabetes in der vorangegangenen Schwangerschaft
  • Z. n. Geburt eines Kindes größer 4500g
  • Z. n. Totgeburt
  • Z. n. habitueller Abortneigung
  • Z. n. Geburt eines Kindes mit schweren Fehlbildungen
  • Alter der Mutter > 25 Jahre
  • Ethnische Zugehörigkeit (Schwangere aus Südostasien, Mittlerer Osten, Afrika, Mittelamerika)
  • Familiäre Belastung für Zuckerkrankheit bei
    Verwandten 1. Grades

Durch verschiedene Schwangerschaftshormone, aber auch durch Fehlernährung und einen Mangel an Bewegung kommt es zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Wie bei einem Typ 2 Diabetes (Altersdiabetes) sprechen die Organzellen nicht ausreichend auf Insulin an. Die Insulinproduktion ist im Falle eines Schwangerschaftsdiabetes zu niedrig, um normale Blutzuckerwerte herbeizuführen. Durch einen Zuckerbelastungstest (OGTT=oraler Glukose Toleranztest) kann die Wirkung des Insulin getestet werden.
Bei einer zu geringen Insulinproduktion kommt es zu erhöhten Blutzuckerwerten. Die zu hohen Zuckerspiegel gehen über den Mutterkuchen (Plazenta) auf das Kind über. Insulin kann die Plazenta hingegen nicht passieren.
Die Folgen bei Mutter und Kind:
Als Antwort auf das erhöhte Zuckerangebot bildet die Bauchspeicheldrüse des Kindes vermehrt Insulin und baut die Nährstoffe als Fett in den eigenen Körper ein. Es kommt so zu einer zu starken Gewichtszunahme des Kindes, häufig bei gleichzeitiger Unreife der Organe. Das hohe Geburtsgewicht führt häufig zu Kaiserschnittentbindungen oder Geburt per Saugglocke.
Durch die erhöhte Blutzuckermenge im kindlichen Blut scheidet das Kind mehr Urin aus. Die Folge ist zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion), welches zu vorzeitigen Wehen und damit zu einer Frühgeburt führen kann.
Die Durchblutung des Mutterkuchens (Plazenta) kann gestört sein. Es ist daher eine regelmäßige Überprüfung der mütterlichen und kindlichen Blutgefäße sowie eine Wachstumskontrolle mittels Ultraschall notwendig.
Auch noch kurz nach der Geburt produziert der kindliche Organismus zunächst mehr Insulin als nötig. Für den jetzt von der Mutter unabhängigen Stoffwechsel kann diese Insulinüberproduktion zu einer für das Kind gefährlichen Unterzuckerung (Hypoglykämie) führen.
Die Mutter hat ein bis zu 60% Risiko innerhalb von 10 Jahren eine Glukose-Toleranzstörung zu entwickeln.
Das Kind hat ein erhöhtes Risiko in den ersten zwei Lebensjahrzenten übergewichtig zu werden, einen Diabetes und einen Bluthochdruck zu entwickeln.
Die Feststellung eines Schwangerschaftsdiabetes sollte daher nicht nur eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten während der (überwachten) Schwangerschaft zur Folge haben, es sollte vielmehr eine langfristige Umstellung der Lebensgewohnheit mit Ernährung und körperlicher Aktivität umgesetzt werden.
Nach einer Schwangerschaft mit festgestelltem Schwangerschaftsdiabetes soll 6-12 Wochen nach der Geburt ein erneuter Glukosetoleranztest durchgeführt werden. Bei unauffälligem Ergebnis sollen in 2-3 jährlichen Abständen weitere Tests durchgeführt werden.